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Mauthausen
ist nicht nur unser Heimatort, nicht nur ein wunderschöner Markt an der
Donau. Mauthausen steht auch als Synonym für Leid, Elend,
Menschenverachtung, Rassismus und Kriegsgreuel. Gerade am Beginn eines
neuen Jahrtausends dürfen wir diese Erinnerung nicht hinter uns lassen
und zur Tagesordnung übergehen, sondern müssen mahnen, wachrütteln und
in Erinnerung halten, welche Tragödie unweit von uns geschah.
Der
griechische Komponist Mikis Theodorakis komponierte zu Texten seines Landsmannes Iakovos Kambanelis, die vom
Leben und Sterben im Konzentrationslager Mauthausen erzählen, die "Mauthausen-Kantate".
Vier
Lieder, die unter die Haut gehen, die traurig stimmen, die betroffen und
nachdenklich machen, die aber auch Mut machen sollen und zur
Menschlichkeit mahnen:
"Mit Küssen
seines Mundes bedecke er mich. Süßer als Wein ist deine Liebe ... Braun
bin ich, doch schön, ihr Töchter Jerusalems. Schaut mich nicht so an,
weil ich gebräunt bin. Die Sonne hat mich verbrannt ... Schön bist du,
meine Freundin, ja du bist schön. Zwei Tauben sind deine Augen. Schön
bist du, mein Geliebter, verlockend. Frisches Grün ist unser Lager ..."
(Hohelied Salomos)
Gerade hatten
sie einander noch geliebt, als ihn die Schergen abführten; gerade dachte
sie an die wärmende Nähe seiner Haut, als diese im Steinbruch des
Konzentrationslagers verbrannte; gerade erinnerte sie sich der zärtlichen
Begegnungen, als er noch eine Nummer am Apellplatz war. Sie wird stets die
schönsten Erinnerungen an ihn haben, wenn er schon in den Gaskammern zu
Tode kam.
Auch
im bittersten Elend gibt es noch welche, die mehr erleiden müssen, die es
verdienen, dass ihnen geholfen wird. So grausam es ist, so unmenschlich
und kaum ausdenkbar, so sehr ist Adonis zu beneiden, der dem Kamerad "dort auf der Treppe der Tränen" auf die Beine hilft, und für sein
Mitleid "mit dem Leben bezahlen" muss.
Im
dritten Lied gedenken wir der wohl schlimmsten Geschehnisse in unserer näheren
Heimat.
"Der
Flüchtling", der nicht oder zumindest nicht nur an der Gewalt der SS,
sondern am Verrat der "Christen" in diesem Land zugrunde geht. Die
Angst vor Fremden und Fremdem lässt uns zu Mitwissern und Mittätern
werden. Haben wir daraus gelernt?
Nach
Bitterkeit und Elend, nach Abscheu und Anschuldigung, steht die Hoffnung
als zentrales Thema des letzten Liedes. Der Krieg und die Greuel konnte
Existenzen vernichten, konnte Körper zerstören, aber die Liebe und die
Hoffnung waren stets stärker. Das Hoffen auf ein lebens- und
liebenswerteres "Danach" ließ viele durchhalten: "Vergiß mich
nicht, wenn dieser Krieg einmal vorbei ist" als versöhnliches Ende
einer mehr als bewegenden Reise durch die Vergangenheit.
Wir
wollen die Erinnerung daran wachhalten, damit die Vielen nicht umsonst ihr
Leben gelassen haben.
Werner
Wöckinger
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